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Das nervt! Die gehetzten Deutschen hassen Zeitfresser
Hamburg, 24. November 2016 – Zeit vergeuden? Dafür haben Deutsche absolut nichts übrig. Im Gegenteil! Ob beim Arzt oder in der Telefonhotline: Mehr als jeder Zweite nimmt Wartezeiten als größtes Ärgernis im Alltag wahr – egal ob Jung oder Alt, Frau oder Mann. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Studie der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) im Auftrag von ADVOCARD, dem Rechtsschutzversicherer der Generali in Deutschland. Aber auch ignorante Sachbearbeiter und unfreundliches Personal in Bus oder Bahn bringen die Deutschen auf die Palme.
Hektik und Schnelllebigkeit bestimmen den Alltag. Gerade vor Weihnachten ist die Zeit besonders knapp. Im Büro ist mehr los als sonst, die Geschenke müssen besorgt werden und Freunde und Familie wollen gerade jetzt nicht zu kurz kommen. Da will keiner auch nur eine Minute verschwenden. Ein Grund wahrscheinlich, warum sich mehr als jeder Zweite über unnötige Wartezeiten aufregt. „Warten zu müssen, ist offensichtlich ein universelles Ärgernis, unabhängig von Alter und Geschlecht“, stellt Peter Stahl, Sprecher des Vorstands von ADVOCARD fest. „Ein Grund hierfür liegt sicher darin, dass unsere Gesellschaft darauf ausgerichtet ist, immer mehr Dinge in immer kürzerer Zeit erledigen zu wollen und – dank digitaler Medien – auch zu können. Da regt erzwungenes Nichtstun sicher besonders auf.“ Aber auch Unfreundlichkeit des Personals im Supermarkt, Restaurant oder in der Bahn ist für 41,5 Prozent der Befragten ein großes Ärgernis. Auf dem dritten Platz der schlimmsten Ärgernisse landen Stau und Verkehrsbehinderungen, die unsere kostbare Zeit stehlen (40 Prozent). Für die 18- bis 29-Jährigen steht im täglichen Leben die digitale Welt im Fokus. WhatsApp, Facebook, Google und Co. sollen jederzeit erreichbar sein. Daher belegt die schlechte Internetverbindung Platz 2 der häufigsten Ärgernisse in dieser Altersgruppe (51,5 Prozent).
Unbeliebte Sachbearbeiter an erster Stelle
Nach Personen gefragt, über die sich die Deutschen im Alltag besonders oft ärgern, nennt jeder Zweite den ignoranten Beamten bzw. Sachbearbeiter – daher geben wohl auch 34,5 Prozent Behördengänge im Allgemeinen als nervende Angelegenheit an. „Unfreundlichkeit empfinden wir als persönliche Kränkung. Wir ärgern uns, weil man uns respektlos behandelt“, erklärt Psychologin Dr. Eva Wlodarek. Auch wer im Straßenverkehr unterwegs ist, bleibt deshalb wohl selten ruhig: Rund 40 Prozent der Deutschen sind von anderen Verkehrsteilnehmern genervt. Und knapp 30 Prozent ärgern sich über Servicepersonal im Restaurant oder Supermarkt.
Von wegen gelassen!
Rund 83 Prozent der Deutschen halten sich für ziemlich gelassen – obwohl sich gleichzeitig sechs von zehn Menschen mehrmals pro Woche ärgern (bis zu 3 Mal). Jeder Zehnte ärgert sich sogar fast täglich. Interessant: Auf Platz 1 der Widersprüchlichkeit liegt der Nord-Osten. Dort halten sich sogar 88 Prozent für gelassen, während sich rund 70 Prozent bis zu 3 Mal pro Woche ärgern. Die Spitzenreiter beim Alltagsärger kommen aus Baden-Württemberg: 12,1 Prozent ärgern sich mindestens 10 Mal und öfter pro Woche.
Allerdings geben 57,9 Prozent aller Befragten an, dass der Ärger gleich wieder verraucht. Dennoch haben 17,7 Prozent ihren Ärger durchaus schon mal an der falschen Stelle abgeladen. Bei immerhin knapp 15 Prozent wurde aus Ärger schon ernsthafter Streit. „Der aktuelle Streitatlas zeigt: Die Zahlen im Privatbereich und bei Verkehr und Mobilität steigen an. Eben da, wo wir uns auch im Alltag am häufigsten ärgern“, ordnet Peter Stahl von ADVOCARD ein.
Unordnung des Partners stresst ein Viertel der Frauen
In erster Linie regen sich die Deutschen über ihnen unbekannte Personen auf – den Sachbearbeiter, andere Verkehrsteilnehmer oder die Servicekraft. „Fremden unterstellen wir unbewusst negative Absichten oder Ignoranz und sind deshalb weniger tolerant. Menschen, die uns nahestehen, haben einen Sympathie-Bonus“, weiß die Expertin Dr. Wlodarek. Familie (20,9 Prozent) und der eigene Partner (16 Prozent) liegen laut Studie sogar hinter dem Ärger über die eigene Person (25,8 Prozent). Aber: Frauen ärgern sich knapp 3 Mal häufiger (24,7 Prozent) über die Unordnung des Partners und der Kinder als Männer (8,7 Prozent). Auch über sich selbst sind sie häufiger verärgert (29,6 Prozent) als ihr männliches Gegenüber (21,8 Prozent) – rund jeder vierte Mann ärgert sich da lieber über seine Kollegen. Anders als man denkt, geben gerade mal 5,1 Prozent der Deutschen den eigenen Vermieter als Ärgerfaktor an, bei den Nachbarn liegt der Wert mit 16,4 Prozent schon höher.
Zu viel Ärger macht offen für Streit
Wer sich aufregt, will seinem Ärger Luft machen. „Dabei fallen dann oft spontan Worte, die die Situation eskalieren lassen und die man später vielleicht bereut. Von daher ist es wichtig, bewusst Gegenstrategien anzuwenden, damit der Ärger im Alltag nicht zum Streit ausartet. Mein persönlicher Tipp: Lenken Sie sich bewusst ab. Man kann sich nämlich nicht gleichzeitig ärgern und auf etwas anderes konzentrieren“, rät Dr. Eva Wlodarek. 54,3 Prozent der Deutschen hilft es zudem am besten, erst einmal tief durchzuatmen. Aber auch Spazierengehen, mit Freunden und Familie reden sowie Sport und Schokolade zählen zu den Top-Gelassenheitsstrategien. Das viel zitierte „Frust-Shoppen“ landete dagegen nur auf Platz 8.