11. Dezember 2018, 9:04 Uhr
So geht's richtig Arbeitszeugnis selbst schreiben: 4 Tipps für Arbeitnehmer
Ein Arbeitszeugnis selbst schreiben – das klingt verlockend. Schließlich weiß jeder Mitarbeiter am besten über seine Aufgaben und Fähigkeiten Bescheid. Die eigene Beurteilung richtig zu formulieren, ist allerdings nicht so einfach.
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1. Die Gelegenheit auf jeden Fall nutzen
Darf man überhaupt sein Arbeitszeugnis selbst schreiben? Die Antwort ist ein klares Ja! Vielleicht bietet dein Chef dir das sogar an. Dann solltest du die Gelegenheit beim Schopf packen.
Der Vorteil liegt auf der Hand: Du kannst die Beurteilung genau auf dich maßschneidern und Schwerpunkte setzen, die dir wichtig sind. Die Sache hat aber auch einen Haken. Damit deine Selbst-Bewertung seriös wirkt, muss sie perfekt formuliert sein. Das fällt Laien nicht leicht. Mit den folgenden Tipps sollte es aber zu schaffen sein.
2. Den geheimen Zeugniscode knacken
Bevor du dich mit Aufbau und Ton beschäftigst, solltest du den sagenumwobenen Zeugniscode beherrschen. Den gibt es nämlich tatsächlich. Mit ihm drücken Personaler auf scheinbar unverfängliche Weise aus, was sie von einem Mitarbeiter halten. Oft ist aber das, was auf den unbedarften Blick wie ein freundliches Lob aussieht, in Wirklichkeit ein regelrechter Verriss. Zwei Beispiele:
- "Er erledigte die ihm übertragenen Aufgaben zu unserer vollen Zufriedenheit." "Vollen" klingt zwar sehr gut, ist es aber nicht. Vielmehr entspricht das nur einer "befriedigenden" Note. Besser sind Formulierungen wie "vollsten" oder "stets vollsten Zufriedenheit".
Ein Satz wie "Sie legte Wert auf ein gepflegtes Äußeres." ist ebenfalls mit Vorsicht zu genießen. Dieses "Kompliment" kann bedeuten, dass die betreffende Person viel Arbeitszeit damit verbrachte, sich zu schminken und aufzutakeln, ihren Job aber vernachlässigte. - Arbeitgeber und Mitarbeiter der Personalabteilung kennen solche geheimen Hinweise ganz genau. Menschen, die damit keine Erfahrung haben, übersehen sie schnell oder deuten sie falsch. Und wenn sie dann ihr Arbeitszeugnis selbst schreiben, können sie mit solchen Formulierungen in die Falle tappen.
3. Den passenden Aufbau finden
Wie ist ein gutes Arbeitszeugnis strukturiert? Die Antwort hast du vielleicht schon selbst in der Hand gehabt. Nämlich eine Beurteilung, die früher eine Personalabteilung über dich geschrieben hat. Falls du kein solches Dokument hast, dann kann dir dieses Muster weiterhelfen:
- Im Kopf des Schreibens sollte mittig klar und deutlich stehen, was es ist: Arbeitszeugnis.
Es folgt in der Regel eine kurze Einleitung mit deinen Stammdaten, also seit wann du im Unternehmen bist und welche Abteilungen und Stationen du durchlaufen hast. - Anschließend gehst du ins Detail und beurteilst deine Leistung. Dazu gehört unter anderem die Einschätzung deiner Arbeitsbereitschaft, der Erfolge und Ergebnisse sowie eine Liste mit erworbenen Fachkenntnissen und absolvierten Weiterbildungen.Im nächsten Absatz beschreibst du dein soziales Verhalten gegenüber Kollegen, Vorgesetzten und Kunden.
Dann erklärst du, warum du das Unternehmen verlässt (einvernehmlich, auf eigenen Wunsch oder wegen Kündigung).
Nun bedauerst du im Namen deines bisherigen Arbeitgebers dein Ausscheiden und dankst dir für deine Arbeit. - Zum Schluss formulierst du noch gute Wünsche für deine Zukunft.
- Gut zu wissen: Auch die Abschlussformeln – Bedauern, Dank und gute Wünsche – sind sehr wichtig, denn ein Arbeitgeber ist nicht verpflichtet, sie im Arbeitszeugnis zu äußern. Umso positiver sieht es aus, wenn er es tut. Daher darfst du hier gern aus dem Vollen schöpfen: Deine Arbeit war "stets gut und engagiert", dein Ausscheiden bedauert der Arbeitgeber "sehr" und wünscht dir "sowohl für die berufliche als auch für die private Zukunft alles Gute".
- Noch ein Wort zur Länge: Eine konkrete Vorgabe gibt es zwar nicht, aber mehr als zwei Seiten sollten es nur sein, wenn du viele Jahre Berufserfahrung hast.
4. Den richtigen Ton wählen
- Willst du dein Arbeitszeugnis selbst schreiben, dann brauchst du eine gewisse Distanz zu dir. Nur so findest du den richtigen Ton für ein angemessenes Eigenlob. Beachte:
- Trotz aller formalen Vorgaben ist ein Arbeitszeugnis immer individuell. Beschreibe also dich und deine Fähigkeiten mit deinen eigenen Worten – abgesehen von den Passagen mit dem Zeugniscode.
- Verzichte weitgehend auf Passagen aus Arbeitszeugnis-Mustern oder aus deinem eigenen Lebenslauf. Sie eignen sich zwar für den Start ins Thema "Arbeitszeugnis selber schreiben", doch nicht für ein maßgeschneidertes Endergebnis. Erfahrene Personaler erkennen schnell, ob und was du abgeschrieben hast.
- Bleib bei der Wahrheit und übertreibe deine Leistungen nicht. Lobe dich also, wo es angebracht ist. Doch eine Top-Note nach der anderen wirkt unglaubwürdig.
- Schreibe auf den Punkt und verzichte auf Füllwörter.
- Dein Text muss eindeutig sein. Das gilt zum Beispiel für deine Positionsbeschreibung: Möglicherweise heißt dein Job nur in deinem Unternehmen so. Dann nutze besser einen geläufigeren Namen dafür. Je nach Branche solltest du englische Bezeichnungen auch ins Deutsche übersetzen.
- Willst du dein Arbeitszeugnis schreiben, dann lerne den Zeugniscode.
- Das Schreiben sollte zwar den formalen Vorgaben entsprechen, inhaltlich aber individuell sein.
- Denke an alle wichtigen Bausteine im Arbeitszeugnis: Auch die Abschlussformulierung ist keineswegs unwichtig.
- Bleibe bei der Wahrheit: Verzichte auf ungerechtfertigtes Eigenlob, verschweige Erfolge aber auch nicht.
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