28. August 2018, 8:46 Uhr
Durchatmen Konflikte lösen mit dem Harvard-Konzept in 4 Schritten
Ob Meinungsverschiedenheiten mit dem Kollegen oder dem Chef: Das Harvard-Konzept bietet dir eine Strategie, um Konflikte am Arbeitsplatz und im Privatleben konstruktiv zu lösen. Das Wichtigste dabei: Konzentriert euch auf die Sache – und auf die Interessen beider Parteien.
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Was ist das Harvard-Konzept?
Das Harvard-Konzept hat das Ziel, beiden Streitparteien größtmöglichen Nutzen zu bringen ("Win-win-Situation"). Die Methode setzt dabei auf friedliche und sachorientierte Konfliktlösung. Entwickelt wurde sie in den 1980er Jahren von Wissenschaftlern der US-amerikanischen Harvard-Universität.
Die Parteien sollen sich gemäß der Harvard-Methode nicht als Gegner begreifen, sondern als Partner, die einen Interessenausgleich anstreben. Übrigens: Bei verhärteten Fronten oder sehr komplexen Problemen spricht nichts dagegen, eine unabhängige dritte Person als Vermittler hinzuzuholen.
Und so funktioniert Konfliktlösung nach dem Harvard-Konzept:
1. Sache und Persönliches trennen
Der erste Schritt zur Konfliktlösung nach dem Harvard-Konzept besteht darin, das eigentliche Problem zu betrachten und es nicht mit Persönlichem zu vermischen. Soll heißen: Es geht um Sachfragen und nicht um deine Beziehung zu deinem Gegenüber.
Das klingt eigentlich selbstverständlich, ist es aber nicht. Denn unbewusst macht es doch einen Unterschied, ob du dasselbe Problem mit einem befreundeten Kollegen besprichst oder mit jemandem, den du persönlich gar nicht magst.
All das hat aber bei der Konfliktlösung nach der Harvard-Methode keinen Platz: Die Kontrahenten müssen sich gegenseitig als Menschen respektieren und sich inhaltlich auf Fakten konzentrieren. Kommen doch Emotionen hoch, solltest du das klar ansprechen.
2. Auf Interessen konzentrieren – nicht auf Positionen
Was dein Konfliktpartner sagt und fordert, ist das eine – welche Interessen dahinter stehen, das andere. Unterschieden wird daher im nächsten Schritt zwischen Positionen und den dahinter stehenden Interessen.
Positionen (oder Forderungen) stehen sich häufig scheinbar unvereinbar gegenüber: Person 1 will das eine, Person 2 etwas anderes. In diesem Schritt ist es daher oft besonders sinnvoll, dass eine dritte Person vermittelt.
Die Parteien sollen sich gemäß dem Harvard-Konzept nicht an der Position des Gegners die Zähne ausbeißen, sondern sich auf die Frage nach den Gründen konzentrieren: "Warum möchte ich X und mein Gesprächspartner möchte X nicht? Warum möchte er Y, ich aber nicht?"
So landet ihr bei euren jeweiligen Interessen. Diese können oft miteinander vereinbar sein – indem ihr nicht auf euren Positionen verharrt, sondern Lösungen sucht, die euren Interessen entsprechen. Und das können ganz andere Dinge sein als ursprünglich gefordert.
3. Lösungsmöglichkeiten entwickeln und sammeln
Damit ist bereits der dritte Schritt erreicht: Lösungsvorschläge entwickeln – per Brainstorming. Dabei geht ihr nach folgenden Grundsätzen vor:
- Die Lösungsvorschläge sollten auf möglichst vielen eurer Interessen aufbauen.
- Sie sollen jeweils einen Nutzen für beide Seiten bringen ("Win-win").
- Es gibt nicht DIE eine Lösung: Findet möglichst viele Möglichkeiten und gebt euch nicht mit der erstbesten zufrieden.
- Lehnt vom anderen vorgeschlagene Lösungen nicht vorschnell ab – es geht zunächst ums Sammeln, nicht ums Bewerten.
- Keine Angst vor außergewöhnlichen Lösungen: Traut euch, gedanklich von vorgegebenen Pfaden abzuweichen.
- Keine faulen Kompromisse: Jeder Lösungsvorschlag muss für beide Seiten akzeptabel und von Nutzen sein.
4. Entscheidung nach objektiven Kriterien
Im vierten Schritt müsst ihr nun entscheiden, welche der Lösungsmöglichkeiten ihr wählt. Dafür müsst ihr zunächst objektive Kriterien festlegen, anhand derer ihr eure Entscheidung trefft. Wenn ihr solche neutralen Kriterien anwendet, ist es anschließend für alle Beteiligten einfacher, die gewählte Lösung zu akzeptieren.
Beispiele für objektive Kriterien sind:
- Kosten: Welche Lösung kostet das Unternehmen am wenigsten Geld oder bringt den höchsten Gewinn?
- die Meinung unabhängiger Experten
- Gerichtsurteile oder gesetzliche Regelungen
- Lösungen früherer, vergleichbarer Streitfälle
- allgemeine ethische oder moralische Grundsätze
- das Prinzip der Gleichbehandlung
- Losverfahren oder Münzwurf – wenn sonst keine Entscheidung getroffen werden kann
Folgende Vorteile können sich für Unternehmen ergeben, die bei Konfliktlösung das Harvard-Prinzip anwenden:
- Beide Seiten bekommen etwas, was sie brauchen. Niemand muss sich über einen schlechten Kompromiss ärgern.
- Mitarbeiter werden vom Vorgesetzten partnerschaftlich behandelt, können bei der Konfliktlösung ihre Interessen und Sichtweisen einbringen und sind dadurch zufriedener und motivierter.
- Arbeitsbeziehungen und gegenseitiges Vertrauen werden gestärkt.
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