8. Dezember 2023, 11:41 Uhr
Darf ich eigentlich? Krankmeldung: Rechte und Pflichten von Arbeitnehmern
Bei Husten, Schnupfen, Fieber und Co. ist eine Krankmeldung beim Arbeitgeber oft unumgänglich. Damit du dich in Ruhe auskurieren kannst, geben wir dir hier Antworten auf folgende Fragen: Wann muss die Krankmeldung beim Arbeitgeber vorliegen? Kann ich mich auch per WhatsApp krankmelden? Was darf ich alles machen, wenn ich krankgeschrieben bin? Und was passiert, wenn die Erkrankung länger dauert?
Inhalt
>> Krankmeldung: Diese Begriffe solltest du kennen
>> Krankmeldung beim Arbeitgeber: Was muss ich wann erledigen?
>> Wer muss die Krankmeldung an die Krankenkasse schicken?
>> Krankmeldung und Drei-Tage-Frist: Wie ist das mit dem Wochenende?
>> Darf ich einkaufen, Sport machen oder arbeiten trotz Krankmeldung?
>> Krankmeldung aus dem Urlaub: Das ist zu beachten
>> Krankmeldung für Eltern: Deine Rechte, wenn dein Kind krank wird
>> Länger krank: Folgebescheinigung, Krankengeld und Konflikte am Arbeitsplatz
Krankmeldung: Diese Begriffe solltest du kennen
Als offizielle Krankmeldung an den Arbeitgeber gilt die Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (AU) vom Arzt. Sie wird umgangssprachlich auch Krankschreibung oder Krankenschein genannt. Der Arbeitgeber erhält so Kenntnis darüber, von wann bis wann du voraussichtlich arbeitsunfähig bist. Die Diagnose erfährt aber nur deine Krankenkasse.
Seit Januar 2023 läuft mit der elektronischen Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (eAU) für gesetzlich krankenversicherte Patienten die Krankmeldung an Arbeitgeber und Krankenkasse automatisch ab. Ärzte übermitteln die eAU direkt an die Kassen. Die wiederum geben die Info an die Arbeitgeber weiter.
Wer eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung fälscht, riskiert eine fristlose Kündigung.
Auch wenn du eine Woche lang mit Grippe im Bett liegst, bekommst du in dieser Zeit dein Gehalt: Arbeitnehmer haben in den meisten Fällen einen Anspruch auf Entgeltfortzahlung im Krankheitsfall. Die entsprechenden gesetzlichen Regelungen finden sich im Entgeltfortzahlungsgesetz (EFZG).
Wichtig dabei ist unter anderem:
- Der Fortzahlungsanspruch besteht für maximal sechs Wochen. Anschließend springt die Krankenkasse ein und zahlt Krankengeld – mehr dazu weiter unten.
- Er gilt auch für Teilzeitkräfte, Minijobber und Aushilfen.
- Voraussetzung ist eine Arbeitsunfähigkeit, also die Unfähigkeit, die vertraglich vereinbarte Arbeitsleistung zu erbringen.
Dein Chef macht Probleme, weil du krank bist? Wir stärken deine Rechte. >>
Krankmeldung beim Arbeitgeber: Was muss ich wann erledigen?
Du hast dir den Fuß verknackst oder wachst morgens mit Husten und Schnupfen auf. Am liebsten würdest du im Bett bleiben und gar nichts tun – aber trotzdem muss dein Arbeitgeber zumindest informiert werden.
Krankmeldung – ab welchem Tag? Das richtige Vorgehen in Kürze:
Du musst dem Arbeitgeber deineArbeitsunfähigkeit sofort melden, wenn du feststellst, dass du zu krank bist, um deinen Job zu erledigen. Für die ersten ein bis zwei Tage reicht üblicherweise eine formlose Krankmeldung ohne ärztliches Attest – zum Beispiel per Telefon. Auch eine Krankmeldung per SMS oder WhatsApp ist möglich, wenn diese Kommunikationswege bei euch gängig sind.
Wenn du länger als drei Kalendertage ausfällst, brauchst du gemäß § 5 EFZG eine offizielle Krankmeldung in Form einer Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (AU). Achtung: Dein Arbeitgeber kann im Arbeitsvertrag eine andere Regelung treffen und die AU ab dem ersten Tag verlangen.
Nur in Ausnahmefällen ist eine Krankschreibung rückwirkend möglich. Mehr dazu erfährst du hier.
Durch die elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (eAU), die die Arztpraxis an die Krankenkasse übermittelt, kann dein Arbeitgeber die benötigten Daten direkt bei der Krankenkasse abfragen. Du musst daher als gesetzlich krankenversicherter Arbeitnehmer in der Regel keinen Schein mehr beim Arbeitgeber einreichen, wenn du krankgeschrieben wirst.
Wer bekommt keine elektronische AU?
Wer privat krankenversichert ist, bekommt keine eAU und muss weiterhin selbst dafür sorgen, dass die Krankmeldung der Krankenkasse rechtzeitig bekannt wird. Dasselbe gilt für alle Patienten, die bei einem Privatarzt in Behandlung sind, der nicht mit den gesetzlichen Krankenkassen abrechnet.
Keine eAU bekommen auch Minijobber, die in einem Privathaushalt arbeiten, zum Beispiel als Reinigungskräfte. Sie müssen sich ebenfalls selbst um die Meldung an den Arbeitgeber und die Krankenkasse kümmern.
Grundsätzlich muss dich ein Arzt oder eine Ärztin persönlich sehen und untersuchen, um zuverlässig feststellen zu können, ob du arbeitsfähig bist oder nicht. Im Rahmen der Corona-Regelungen war es möglich, sich bei leichten Atemwegserkrankungen telefonisch krankschreiben zu lassen – für maximal sieben Tage. Diese Sonderregelung lief im März 2023 aus.
Seit dem 7. Dezember 2023 gilt: Die telefonische Krankschreibung wird dauerhaft möglich sein. Dies gilt allerdings nur, wenn …
- keine Videosprechstunde möglich ist.
- der Patient oder die Patientin der Arztpraxis bereits bekannt ist.
- die Erkrankung absehbar keinen schweren Verlauf haben wird.
Ebenfalls gilt: Die telefonische Krankschreibung ist für maximal fünf Tage möglich.
Wenn du dich mittels einer Videosprechstunde krankschreiben lässt, sind bis zu sieben Tage möglich – sofern du in der Arztpraxis bekannt bist. Warst du zuvor noch nie beim behandelnden Arzt, kannst du dich per Video bis zu drei Tage krankschreiben lassen.
Achtung: Bei falscher Krankmeldung können ernste arbeitsrechtliche Folgen drohen. Sogenanntes „Krankfeiern“ kann je nach Fall eine Abmahnung oder Kündigung nach sich ziehen. Wer krankgeschrieben ist, sollte natürlich auch mit Posts in sozialen Netzwerken vorsichtig sein: Entsteht der Eindruck, dass du feierst, statt dich zu schonen, sieht der Chef das gar nicht gern.
Darf ich während der Arbeitszeit zum Arzt gehen?
Vorsorgetermin oder plötzliches Unwohlsein: Wann du während der Arbeitszeit zum Arzt gehen darfst, liest du hier.
Wer muss die Krankmeldung an die Krankenkasse schicken?
Auch deine Krankenkasse braucht eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung. Denn falls du so lange arbeitsunfähig bist, dass die Gehaltsfortzahlung des Arbeitgebers endet und du auf Krankengeld angewiesen bist, muss die bisherige Arbeitsunfähigkeit fristgerecht und lückenlos bei der Krankenkasse gemeldet worden sein. Ansonsten kann das Auswirkungen auf deinen Krankengeldanspruch haben.
Arbeitnehmer waren vor Einführung der elektronischen Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (eAU) grundsätzlich verpflichtet, spätestens eine Woche nach Beginn der Arbeitsunfähigkeit eine Bescheinigung darüber bei ihrer Krankenkasse einzureichen. Mit der eAU kannst du dir das Porto und den Weg zum Briefkasten sparen: Die Arztpraxis übernimmt die Meldung an die Krankenkasse für dich. Das gilt allerdings nur für gesetzlich krankenversicherte Arbeitnehmer (siehe Infokasten: „Wer bekommt keine elektronische AU?“).
Krankmeldung und Drei-Tage-Frist: Wie ist das mit dem Wochenende?
Manche Arbeitnehmer fragen sich: Wann muss die Krankm
Manche Arbeitnehmer fragen sich: Wann muss die AU beim Arbeitgeber vorliegen, wenn man sich am Freitag etwas unwohl fühlt und zu Hause bleibt, aber am Montag immer noch krank ist?
Wenn das Wochenende zwischen zwei Krankheitstagen liegt, zählt es zur Drei-Tage-Frist mit dazu – denn es geht dabei um Kalendertage, nicht um Werktage. Das bedeutet: Wenn du ab Freitag krank zu Hause bleibst und am Montag noch immer arbeitsunfähig bist, muss das Attest am Montag dem Arbeitgeber vorliegen – auch dann, wenn Samstag und Sonntag für dich freie Tage sind.
Wenn deine Arztpraxis die eAU aber am Montag erst nachmittags oder abends an die Krankenkasse übermittelt, kann dein Arbeitgeber sie möglicherweise erst am Dienstag abrufen. Bist du privat krankenversichert, bist du außerdem weiterhin in der Pflicht, die AU selbst an deinen Arbeitgeber zu schicken. Das kann schnell in Stress ausarten.
Besser ist es daher, sofort am Freitag zum Arzt zu gehen, wenn du vermutest, dass du am Montag noch nicht wieder fit sein könntest. Zu spät? Dann kannst du immer noch mit dem Arbeitgeber reden und versuchen, eine andere Lösung mit ihm zu vereinbaren.
Darf ich einkaufen, Sport machen oder arbeiten trotz Krankmeldung?
Der Arzt hat dich für eine Woche krankgeschrieben, aber du fühlst dich nach drei Tagen eigentlich schon wieder ganz gut. Der verlockende Gedanke: Das wäre doch die Gelegenheit, in Ruhe den Wocheneinkauf zu erledigen. Oder mal wieder zum Sport zu gehen, schließlich ist das auch gesund.
Hier musst du gut aufpassen und abwägen, denn was Krankgeschriebenen erlaubt ist, kommt stark auf den Einzelfall an. Zum Beispiel darauf, woran du erkrankt bist und ob die Aktivität für deine Genesung förderlich ist. Mehr dazu verrät dir unser Ratgeber „Krankgeschrieben: 7 Dinge, die trotzdem erlaubt sind”.
Oder der Fall liegt anders: Du fühlst dich schon früher wieder fit und brennst geradezu darauf, das wichtige Projekt für die Arbeit fertigzustellen. Schließlich hast du durch die Erkrankung schon genügend Zeit verloren. Aber darf man trotz Krankmeldung arbeiten gehen? Das erfährst du hier.
Wer krank ist, fragt sich manchmal: Muss ich währenddessen jederzeit für den Arbeitgeber zu Hause erreichbar sein? Das erfährst du in diesem Streitlotse-Ratgeber.
Krankmeldung aus dem Urlaub: Das ist zu beachten
Wenn du während deines Urlaubs krank wirst, kannst du dir die entgangenen Urlaubstage über eine Krankschreibung zurückholen. Alles Wichtige zum Thema „Krankmeldung im Urlaub“ erfährst du hier.
Wenn dich eine dicke Erkältung oder eine Magen-Darm-Grippe erwischt, während du schon unter der langersehnten Mittelmeer-Sonne weilst, ist mehr als ärgerlich. Und außerdem mit der Pflicht verbunden, sich beim Arbeitgeber krank zu melden. Wie du bei der Krankmeldung aus dem Ausland vorgehst, liest du hier.
Krankmeldung für Eltern: Deine Rechte, wenn dein Kind krank wird
Eine Herausforderung für berufstätige Eltern: Das Kind wird krank und kann nicht in die Schule, in den Kindergarten oder zur Tagesmutter gehen – und Großeltern, Freunde oder Nachbarn können nicht spontan einspringen. Neben der Pflege von Sohn oder Tochter müssen Eltern dann auch dem Arbeitgeber erklären, was Sache ist.
Dein gutes Recht als Vater oder Mutter: Wenn andere keine Betreuung für das kranke Kind da ist, kannst du dich gemäß § 45 Fünftes Sozialgesetzbuch (SGB V) für einige Tage im Jahr von der Arbeit freistellen lassen (“Kinderkrankentage”). Die genauen Bedingungen – auch zur Lohnfortzahlung in dem Fall – verrät dir unser Ratgeber.
Achtung, bei der „Krankmeldung“ wegen eines Kindes gilt: Eine Bescheinigung vom Arzt brauchst du in der Regel schon ab dem ersten Tag der Abwesenheit vom Arbeitsplatz.
Für die Zeit der Corona-Pandemie gelten teils abweichende Regeln. Damit soll besser auf die schwierige Situation berufstätiger Eltern eingegangen werden.
Keine Kündigung während Krankheit: Mythos oder wirklich wahr?
Wer krankgeschrieben ist, darf nicht gekündigt werden – oder doch? Was das Arbeitsrecht dazu sagt, erfährst du hier.
Länger krank: Folgebescheinigung, Krankengeld und Konflikte am Arbeitsplatz
Wenn deine Erkrankung hartnäckiger ist als vermutet, solltest du noch mal zum Arzt gehen und die Krankmeldung verlängern lassen. Auf deiner neuen Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung ist dann der Begriff „Folgebescheinigung“ angekreuzt.
Manche Arbeitnehmer fragen sich: Muss man bei einer ursprünglichen Krankmeldung bis Freitag erst am Montag wieder zum Arzt, wenn man noch nicht gesund ist? Ja, nach aktueller Regelung genügt das. Samstag und Sonntag werden für die lückenlose Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung nicht mitgezählt. Vorausgesetzt, diese Tage sind für dich normalerweise sowieso arbeitsfrei.
Diese lückenlose Bescheinigung wird wichtig beim Antrag auf Krankengeld. Wenn du sechs Wochen lang ohne Unterbrechung krank warst, muss dein Arbeitgeber dir kein Gehalt mehr zahlen. Stattdessen springt die Krankenkasse ein und ersetzt dein wegfallendes Gehalt zum Teil. Wie das genau geregelt ist, erfährst du in unserem Ratgeber zum Krankengeld.
Gut zu wissen: Auch bei Arbeitslosigkeit kann es möglich sein, Krankengeld zu erhalten.
Wiedereingliederung nach längerer Krankheit: Das Hamburger Modell
Nach einem Unfall oder längerer Erkrankung sofort wieder von 0 auf 100 – das schafft kaum jemand. Das sogenannte Hamburger Modell ermöglicht die stufenweise Wiedereingliederung in den Job. Wer darauf Anspruch hat und wie es funktioniert, liest du hier.
Eine längere Erkrankung belastet dich nicht nur gesundheitlich. Auch arbeitsrechtlich können Probleme auftreten.
- Dein Arbeitgeber macht Druck: Wenn du noch länger oder öfter krank ausfällst, will er dir kündigen. Darf er das? Hier liest du mehr dazu.
- Du bist wegen Burnout länger krankgeschrieben – musst du deinem Arbeitgeber die Diagnose nennen? Was das Arbeitsrecht zum Thema Burnout bestimmt, erfährst du hier.
Bitte lesen Sie zu dem Inhalt auch unsere Rechtshinweise.