27. Mai 2021, 9:00 Uhr
So geht's richtig Impfpass verloren: Was ist zu tun?
Ein Dokument, das vor Beginn der Corona-Impfkampagne bei vielen schon fast in Vergessenheit geraten war, erfährt derzeit völlig neue Beachtung: der Impfausweis. In der Vergangenheit war er oft nur bei Reisen in tropische Länder wichtig. Kein Wunder also, dass mancher nicht die geringste Ahnung hat, wo das kleine gelbe Heft wohl steckt. Hier erfährst du, was zu tun ist, wenn der Impfpass im Lauf der Jahre verloren gegangen ist.
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Warum ist der Impfpass so wichtig?
Das unscheinbare Heftchen mag zwar nicht so aussehen, ist aber eines der wichtigsten Gesundheitsdokumente. Der Impfpass enthält Felder zum Eintragen aller wichtigen Impfungen: Von der Grundimmunisierung als Baby bis zur Grippeimpfung im letzten Herbst. Anhand dessen lässt sich nachvollziehen,
- gegen welche Krankheiten der Inhaber geschützt ist,
- wann Auffrischungsimpfungen fällig sind,
- ob Kinder die für Kita- und Schulbesuch verpflichtende Masern-Impfung haben,
- ob für bestimmte Berufsgruppen vorgeschriebene Impfungen vorhanden sind,
- ob die gesetzlichen Bestimmungen zur Einreise in ein Land erfüllt sind. In südamerikanischen und asiatischen Staaten ist beispielsweise eine Gelbfieberimpfung häufig Pflicht.
Außerdem lassen sich durch eine lückenlose Dokumentation unnötige Impfungen vermeiden. Grundsätzlich erhältst du für jede verabreichte Impfung einen Nachweis. Ist der Impfausweis weg, ist also schnell mal die Dokumentation vieler Jahre der Gesundheitsfürsorge verloren. Und die lässt sich oft nicht vollständig rekonstruieren.
Kann man sich ohne Impfpass impfen lassen?
Die gute Nachricht zuerst: Auch ohne Impfausweis wirst du geimpft. Es gibt also keinen Grund zur Panik, wenn du einen Corona-Impftermin erhalten hast, aber dein Impfausweis unauffindbar ist. Du erhältst dann eine Impfbescheinigung und dein Hausarzt oder das Gesundheitsamt kann die erfolgte Immunisierung dann später im Impfpass nachtragen. In manchen Fällen wird dir auch direkt ein neuer Impfpass ausgestellt.
Wo bekomme ich einen neuen Impfpass?
Wenn der Impfpass trotz allen Suchens nicht wieder auftaucht, muss ein neuer her. Den können Arztpraxen bei einer Impfung kostenlos ausstellen. Voraussetzung ist die Vorlage des Personalausweises und der Gesundheitskarte von deiner Krankenkasse. Teilweise haben auch Apotheken Blanko-Impfausweise vorliegen. Impfungen eintragen dürfen sie dort allerdings nicht – auch nicht, wenn du eine Impfbescheinigung hast.
Gefälschte Corona-Impfausweise
Auch wenn sich solche Angebote im Zuge der Privilegien für Corona-Geimpfte häufen: Einen ausgefüllten Impfpass online zu bestellen, ist eine schlechte Idee. Wenn du ein gefälschtes Dokument bei einer Behörde oder einer Versicherung vorlegst, machst du dich strafbar. Ein Gesetzesentwurf des Bundesgesundheitsministers sieht zudem vor, die Fälschung von Impfausweisen und die Nutzung solcher Dokumente explizit unter Strafe zu stellen (Stand: Mai 2021).
Wenn du vor Freude über die erfolgte Corona-Impfung ein Fotos des Eintrags im Impfpass in sozialen Netzwerken teilst, sollten der Barcode oder die Chargennummer nicht zu erkennen sein. Genau solche Posts nutzen Fälscher nämlich als Vorlage für ihre Fakes.
Alte Impfungen in den neuen Impfpass eintragen lassen
Was also machen, um die alten Impfungen in das neue Dokument zu bekommen? Bei der Krankenkasse anzufragen, bringt wenig, denn sie kann keine Eintragungen vornehmen. Aber Ärzte müssen Krankenakten für mindestens zehn Jahre aufbewahren – und in diesen Akten finden sich auch die Vermerke über durchgeführte Impfungen. Zumindest die Immunisierungen der letzten Dekade lassen sich also nachschlagen und in den neuen Impfpass übertragen. Das macht der Arzt, bei dem die Impfung verabreicht wurde.
Doch was, wenn ich zwischendurch den Arzt gewechselt habe? Dann muss der neue Arzt im Auftrag des Patienten die Krankenakten derzeit noch bei seinem Vorgänger anfordern. Künftig soll dies durch die geplante elektronische Patientenakte einfacher werden.
Was, wenn nicht alle alten Impfungen belegt werden können?
Gibt es keine Chance mehr, an schriftliche Nachweise über die früheren Impfungen zu kommen, sind Ärzte angehalten, die Impfungen nachzuholen. Selbst wenn du dich sehr genau erinnerst, prüfen Ärzte die Glaubwürdigkeit solcher Aussagen in der Regel sehr gründlich und nehmen keine leichtfertigen Eintragungen im neuen Impfausweis vor.
Wer nicht sicher ist, welche Impfungen er bekommen hat, sollte sich lieber so behandeln lassen, als sei er ungeimpft und die Immunisierung gegen die wichtigsten Krankheiten (noch einmal) durchführen lassen. Das rät die ständige Impfkommission (STIKO) des Robert-Koch-Instituts. Ernsthafte gesundheitliche Risiken gehen davon nicht aus, wohingegen ein lückenhafter Impfstatus mitunter sehr gefährlich werden kann.
Impfung per Bluttest nachweisen? Nur in besonderen Fällen
Vor allem für Schwangere ist der Verlust des Impfausweises kritisch. Der Grund: Manche Infektionen, etwa mit Windpocken oder Röteln, können dem ungeborenen Kind schweren Schaden zufügen. Gerade gegen Röteln kann aber nicht einfach während der Schwangerschaft geimpft werden, weil es sich dabei um einen Lebendimpfstoff handelt. Besteht kein Impfschutz gegen die Krankheit, sind besondere Schutzmaßnahmen oder Behandlungen nötig. Ein Bluttest kann dann Aufschluss über den sogenannten Antikörpertiter geben: Er zeigt an, ob aktuell eine Immunität vorliegt.
Warum wird Nicht-Schwangeren trotzdem zum Nachimpfen geraten? Die Blutuntersuchungen sind recht teuer und werden in der Regel nicht von der Krankenkasse bezahlt. Außerdem sind die Ergebnisse oft uneindeutig und der Bluttest ist immer nur eine Momentaufnahme: Er gibt keine Auskunft darüber, wie lange der Schutz noch halten wird oder ob und wann eine Auffrischung nötig ist.
Sind alte Impfausweise noch gültig?
Der Impfpass wird in der Regel schon bei der Grundimmunisierung als Säugling ausgestellt und läuft nicht ab. Daher besitzen viele Menschen deutlich ältere Dokumente als den dreisprachigen gelben Impfpass der Weltgesundheitsorganisation (WHO), etwa das gefaltete weiße “Impfbuch” oder den Impfausweis der DDR. Auch diese Dokumente sind weiterhin gültig.
Allerdings kann es damit bei Auslandsreisen zu unnötigem Stress kommen, da diese Vordrucke nur auf Deutsch verfasst sind. In Zukunft soll es zusätzlich zum internationalen Impfausweis der WHO einen standardisierten digitalen Impfnachweis in den EU-Ländern geben. In Deutschland soll dieser noch 2021 eingeführt werden.
- Auch ohne Impfpass kannst du geimpft werden.
- Einen neuen Impfpass bekommst du vom Arzt. Blanko-Exemplare haben auch manche Apotheken vorrätig.
- Informationen über die Impfungen der letzten zehn Jahre haben Ärzte gespeichert und können sie nachtragen.
- Alte Impfausweise sind nach wie vor gültig. Für Auslandsreisen empfiehlt sich trotzdem gelbe internationale WHO-Impfpass.
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