18. Mai 2021, 18:38 Uhr
Durchatmen Identitätsdiebstahl im Internet: Schutz und Tipps für Betroffene
Identitätsdiebstahl im Internet führt in der Regel dazu, dass sensible personenbezogene Daten missbräuchlich verwendet werden. Hier liest du, wie Täter an deine Daten gelangen können, was du tun kannst, um dich zu schützen – und wie es mit deinen Rechten und Ansprüchen aussieht, wenn du von Identitätsdiebstahl betroffen bist.
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Typische Formen von Identitätsmissbrauch im Internet
Ein Identitätsdiebstahl ermöglicht es den Tätern, fremde personenbezogene Daten für kriminelle Zwecke zu nutzen. Das Perfide dabei: Oft merken die Betroffenen zunächst gar nicht, dass ihre Daten ausgespäht wurden und missbraucht werden – bis dann zum Beispiel ein Schreiben vom Inkasso-Büro im Briefkasten landet.
Das können die Folgen von Identitätsdiebstahl sein:
- Shoppen auf Kosten der Opfer: Die Täter bestellen mit gestohlenen Daten in Online-Shops, melden sich bei kostenpflichtigen Dating-Portalen oder Streaming-Diensten an oder schließen Handyverträge ab. Die Rechnung erhalten jeweils die bestohlenen Verbraucher.
- Was auch vorkommt: Täter kaufen in falschem Namen Lizenzschlüssel für Software, die sie dann weiterverkaufen.
- Bankkonten können leergeräumt werden, sobald die Täter Zugriff auf das Online-Banking haben.
- Ausgespähte Daten werden verwendet, um falsche Profile in sozialen Netzwerken, Blogs oder Foren anzulegen. Die Täter agieren dann unter der Identität des Opfers und bitten zum Beispiel Facebook-Freunde um Geld oder verbreiten strafbare Inhalte.
- Das Ganze kann so weit gehen, dass unzählige Parallel-Identitäten entstehen, von denen das Opfer nichts ahnt. Wer Geburtsdatum, Adresse und Personalausweisnummer kennt, kann sich online in fast jeder Situation als jemand anderes ausgeben.
Wie kommen die Täter an deine Daten?
Eine beliebte Methode ist nach wie vor Phishing, also die gezielte Abfrage personenbezogener Daten durch gefälschte E-Mails. Die goldene Regel ist hier: Daten wie Passwörter, PIN, Kreditkartennummern und Co. nie herausgeben, wenn eine verdächtige Mail danach fragt.
Manchmal sind Datenlecks bei großen Unternehmen wie E-Mail-Providern oder Online-Händlern die Ursache dafür, dass Daten in unbefugte Hände gelangen. Häufiger aber gehen Internetnutzer selbst viel zu sorglos mit ihren Daten und Passwörtern um.
Schutz vor Identitätsdiebstahl im Internet: 7 einfache Regeln, die jeder befolgen sollte
Um Identitätsdieben ihr Vorhaben zu erschweren, solltest du grundsätzlich sparsam mit deinen Daten umgehen und stets hinterfragen, warum du welche Informationen wo angeben sollst. Auch wirksamer Passwortschutz ist wichtig. Die wichtigsten Regeln:
- Halte Virenschutz und Firewall auf deinem PC stets auf dem neuesten Stand.
- Sei vorsichtig, wenn du per Mail nach vertraulichen Daten oder Passwörtern gefragt wirst – vermutlich handelt es sich um Phishing (siehe oben).
- Nutze sichere Passwörter: Jedes sollte mindestens zehn Zeichen lang sein, Klein- und Großbuchstaben und auch Sonderzeichen enthalten.
- Denke dir für jeden Online-Shop und jedes Nutzerkonto ein eigenes Passwort aus und wechsele sie regelmäßig – auch wenn das aufwendig ist. Eine Passwort-Manager-Software kann dir dabei helfen, dass du dir nicht jedes einzelne Passwort notieren musst.
- Apropos notieren: Keine Passwort-Listen auf Zetteln, im PC oder auf dem Handy anlegen – das Risiko, dass sie dort entdeckt werden, ist zu groß.
- Auf Papier ist alles sicher und kann nicht ausgespäht werden? Leider nicht: Rechnungen, Kontoauszüge und Co. solltest du vor dem Wegwerfen immer schreddern. Sonst kann jeder, der Zugang zu deiner Mülltonne hat, deine vertraulichen Daten einfach mitnehmen.
- Akzeptiere Freundschaftsanfragen in sozialen Medien grundsätzlich nur von Leuten, die du persönlich kennst. Und: Nutze die Privatsphäre-Einstellungen. Nicht jeder flüchtige Bekannte muss jede private Info von dir sehen.
Deine Daten wurden ausgespäht? Das solltest du jetzt tun
- Wenn du Opfer von Identitätsdiebstahl im Internet geworden bist, ist eines ganz wichtig: Aktiv werden und mit den Online-Shops oder anderen angeblichen Vertragspartnern in Kontakt treten. Weise darauf hin, dass deine Daten missbräuchlich verwendet wurden und du keine Bestellungen getätigt hast.
- Ebenfalls wichtig: Strafanzeige bei der Polizei stellen. Dann gibt es ein Aktenzeichen und du kannst Inkasso-Dienstleister oder mahnende Online-Shops darauf verweisen. Auch zivilrechtliche Schritte wie eine Abmahnung oder Schadensersatzforderungen gegen die Täter können infrage kommen.
- Damit deine Kreditwürdigkeit nicht leidet beziehungsweise schnell wieder hergestellt ist, kannst du bei der Schufa eine sogenannte "Eilmeldung von Identitätsbetrug" abgeben.
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Wenn dein Bankkonto betroffen ist, solltest du schnellstmöglich deine Bank und gegebenenfalls das Kreditkarteninstitut informieren und Konto und Karten sperren lassen.
Dein Konto wurde bereits leergeräumt? Gemäß § 675u Bürgerliches Gesetzbuch (BGB) handelt es sich dabei prinzipiell um einen "nicht autorisierten Zahlungsvorgang", der die Bank verpflichtet, dir das Geld zurückzuerstatten.
Das Problem dabei: Du musst belegen können, dass ein Unbefugter und nicht du selbst die Überweisungen getätigt hast.
Und: Die Bank kann auch Schadenersatzansprüche an dich anmelden, wenn du gegen deine Sorgfaltspflichten verstoßen hast – etwa, wenn du deine PIN zusammen mit der Karte aufbewahrt hast oder in anderer Weise fahrlässig mit deinen Daten umgegangen bist.
Bei Streit mit der Bank über die Rückerstattung von Geld, das aufgrund von Datendiebstahl abhandengekommen ist, ist es daher ratsam, einen Anwalt einzuschalten.
Damit du den Diebstahl deiner Daten überhaupt mitbekommst, solltest du regelmäßige Checks durchführen, etwa durch das Anfordern einer Selbstauskunft bei der Schufa und gegebenenfalls bei anderen Auskunfteien. So kannst du überprüfen, ob dort Einträge zu finden sind, mit denen du nichts zu tun hast.
Welche Strafen drohen für Identitätsdiebstahl?
Aktuell (Stand: Mai 2019) ist Identitätsdiebstahl in Deutschland kein eigener Straftatbestand. Oft sind dadurch aber faktisch andere Straftatbestände erfüllt, zum Beispiel:
- Urkundenfälschung gemäß § 276 Strafgesetzbuch (StGB)
- Fälschung beweiserheblicher Daten gemäß § 269 StGB
- Computerbetrug gemäß § 263a StGB
- Ausspähen und Abfangen von Daten gemäß § 202a StGB
In all diesen Fällen sind Geldstrafen und mehrjährige Freiheitsstrafen möglich – wenn es gelingt, die Täter zu identifizieren und dingfest zu machen.
Unangenehm kann es auch werden, wenn Strafanzeigen oder Anklagen beim ahnungslosen Opfer des Identitätsdiebstahls landen, nachdem in dessen Namen Straftaten begangen wurden. Auch hier ist Unterstützung durch einen Anwalt dringend zu empfehlen, um den Sachverhalt aufzuklären und Strafverfahren abzuwenden.
- Identitätsdiebstahl ermöglicht es Betrügern, die persönlichen Daten ihrer Opfer für kriminelle Zwecke zu missbrauchen.
- Oft gelangen die Täter durch Phishing-Mails an die Daten – aber auch sorgloser Umgang mit Passwörtern und persönlichen Informationen machen es ihnen leicht.
- Wer betroffen ist, sollte Strafanzeige stellen und den Identitätsdiebstahl bei der Bank, der Schufa und allen weiteren relevanten Stellen melden.
- Unterstützung durch einen Anwalt ist dabei sehr zu empfehlen – vor allem, wenn du nachweisen musst, dass du selbst Opfer bist und keine Straftaten begangen hast.
Bitte lesen Sie zu dem Inhalt auch unsere Rechtshinweise.