4. Juni 2020, 12:00 Uhr
Online-Shopping: Deine Rechte beim Einkaufen im Internet
Keine vollen Läden, keine Parkplatzsuche, kein langer Weg in die Stadt – Online-Shopping ist praktisch, keine Frage. Aber es hat auch seine Schattenseiten: Unsicherheiten bei der Bezahlung, kein Ausprobieren, kein direkter Kontakt zum Verkäufer. Worauf du achten solltest, damit du sicher im Netz einkaufst, und welche Rechte du hast, erfährst du auf dieser Themenseite.
Inhalt
>> Wichtige rechtliche Grundlagen beim Online-Shopping
>> Sicher einkaufen im Internet: Seriöse und unseriöse Shops erkennen
>> Wann besteht ein Kaufvertrag? Diese Pflichten hat der Händler
>> Onlinekäufe sicher bezahlen: Die Möglichkeiten im Überblick
>> Passt nicht oder gefällt nicht: Widerrufsrecht beim Online-Shopping
Wichtige rechtliche Grundlagen beim Online-Shopping
Onlinekäufe sind gemäß § 312c Bürgerliches Gesetzbuch (BGB) Fernabsatzverträge, da sie über „Fernkommunikationsmittel“, wie es im Gesetz heißt, abgeschlossen werden. Und für solche Kaufverträge gelten besondere Regeln, die sich teilweise von denen beim Einkaufen vor Ort im Geschäft unterscheiden.
Da Verbraucher online weniger Möglichkeiten haben, einen Artikel gründlich in Augenschein zu nehmen, haben sie beim Kauf im Netz einige besondere Rechte, die im BGB (§§ 312b ff) festgeschrieben sind. Verkäufer müssen zudem bestimmte Informationsplichten erfüllen.
Das gesetzliche Widerrufsrecht ist einer der wichtigsten Unterschiede zwischen dem Kauf im Geschäft und einer Bestellung im Online-Shop. Beim Online-Shopping hast du nach § 356 BGB grundsätzlich ein 14-tägiges Widerrufsrecht, sprich: du kannst die Ware zurückgeben. Im Einzelhandel ist das zwar oft auch möglich, dazu verpflichtet sind die Geschäfte vor Ort jedoch nicht.
Das Widerrufsrecht gilt nicht nur beim Online-Shopping, sondern für alle Verträge, die du über das Internet abschließt. Auch einen online abgeschlossenen Kredit- oder Fitnessstudiovertrag kannst du 14 Tage lang widerrufen.
Unter Rückgaberecht wird beim Online-Shopping meist das 14-tägige Widerrufsrecht verstanden (s. o.). Das gilt allerdings bei gewerblichen Anbietern. Private Verkäufer müssen Artikel nicht zurücknehmen. Ausführliche Informationen zum Thema Rückgaberecht – sowohl online als auch im Laden – findest du auf dieser Streitlotse-Themenseite. >>
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Sicher einkaufen im Internet: Seriöse und unseriöse Shops erkennen
Online-Shopping ist praktisch, keine Frage. Doch es hat auch ein paar Nachteile gegenüber dem Einkauf im Laden: Wenn du nicht gerade bei großen, namhaften Online-Händlern bestellst, weißt du häufig gar nicht so genau, mit wem du eigentlich Geschäfte abschließt. Aber Geld musst du dem Händler in der Regel trotzdem schon anvertrauen, bevor du die gewünschte Ware erhältst. Und wenn es Ärger mit deiner Bestellung geben sollte, kannst du nicht einfach in den Laden stiefeln, um das Problem persönlich zu klären.
Kein Wunder, dass das auch Betrüger auf den Plan ruft, die zwar Geld kassieren, aber keine oder nur minderwertige Ware ausliefern. Solche sogenannten Fake-Shops tauchen leider immer wieder auf.
Zum Schutz der Verbraucher vor Betrug im Netz müssen Online-Shops zahlreiche gesetzliche Auflagen erfüllen. Unter anderem besteht eine Informationspflicht. Für Kunden muss klar ersichtlich sein, mit wem sie es zu tun haben und zu welchen Bedingungen sie einkaufen.
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Wie die Betrugsmasche funktioniert und wie du dich davor schützt, liest du hier >>
Online-Händler müssen schon vor dem Absenden einer Bestellung folgende Informationen bereitstellen:
- Gesamtpreis inklusive aller Steuern und Abgaben (falls nicht möglich: die Art der Preisberechnung)
- zusätzlich anfallende Liefer-, Versand- oder Frachtkosten, sofern diese im Voraus feststehen. Ansonsten: Hinweis, dass diese Kosten anfallen können.
- wesentliche Eigenschaften der angebotenen Ware oder Dienstleistungen
- verbindliche Lieferfrist: Zeitspannen wie „lieferbar in 3 bis 5 Tagen“ sind zulässig, da eine Höchstfrist angegeben ist. Unverbindliche Angaben wie „demnächst verfügbar“ oder „in der Regel lieferbar in […]“ sind hingegen nicht rechtens.
- Hinweis auf das Bestehen eines gesetzlichen Mängelhaftungsrechts
- Angaben zur Identität des Anbieters
Gut zu wissen: Für Kunden muss leicht ersichtlich sein, wer hinter einem Shop steht. Deshalb dürfen diese Informationen auch nicht auf einer Unterseite versteckt werden, sondern müssen stets erreichbar sein, beispielsweise über einen Link zum Impressum am Ende jeder Seite oder den Punkt „Kontakt“ in der Navigation.
Folgende Angaben sind Pflicht für Online-Shops:
- Firmenname
- geografische Adresse (kein Postfach)
- E-Mail-Adresse
- Vertretungsberechtigter bei juristischen Personen, beispielsweise einer GmbH
- ggf. Umsatzsteueridentifikations- und Handelsregisternummer und das jeweilige Handelsregister
Wenn du keine genauen Angaben zum Händler findest oder andere wichtige Informationen fehlen, solltest du lieber die Finger davon lassen. Das gilt auch, wenn nur ein Postfach statt einer richtigen Adresse angegeben ist. Eine Telefonnummer ist allerdings nicht zwingend vorgeschrieben.
Wann besteht ein Kaufvertrag? Diese Pflichten hat der Händler
Damit Verbraucher nicht durch einen unbedachten Klick versehentlich eine Bestellung aufgeben oder sich nach der Bestellung über horrende Versandkosten wundern, müssen Online-Shops sich an bestimmte Regeln halten:
- Vor dem Absenden einer endgültigen Bestellung müssen Kunden klar und verständlich über alle Vertragsbestandteile und anfallenden Kosten informiert werden. Kosten die hier nicht genannt werden, musst du auch nicht bezahlen.
- Der Button, mit dem du deine Bestellung aufgibst, muss eindeutig gekennzeichnet sein. Entweder mit der Beschriftung „zahlungspflichtig bestellen“ oder einer Formulierung, aus der klar hervorgeht, dass du eine Zahlungsverpflichtung eingehst, zum Beispiel „Kaufen“. Wenn der Button nicht gesetzeskonform beschriftet ist, kommt rein rechtlich gesehen kein wirksamer Vertrag zustande. Im Streitfall kann der Verkäufer nicht auf die Bezahlung pochen.
- Der Verkäufer muss den Eingang einer Bestellung unverzüglich per E-Mail bestätigen.
Wann genau ein Vertrag zustande kommt, muss in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) oder an anderer Stelle auf der Website des Online-Händlers genau aufgeführt sein. Die Eingangsbestätigung bedeutet in der Regel noch keinen Vertragsabschluss. Deshalb kannst du dich bei Preisfehlern meist auch nicht auf die Bestellbestätigung berufen, um auf dem Schnäppchenpreis zu bestehen.
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Onlinekäufe sicher bezahlen: Die Möglichkeiten im Überblick
Für viele Verbraucher der größte Unsicherheitsfaktor beim Online-Shopping: das Bezahlen. Schließlich bekommt man nicht wie im Laden direkt im Gegenzug die Ware überreicht. Meist hat man die Wahl zwischen mehreren Zahlungsmethoden. Aber welche ist am sichersten?
Eine kurze Übersicht über die häufigsten Zahlungsmöglichkeiten:
- Kauf auf Rechnung: Wenn du den Kaufpreis erst nach Erhalt der Ware überweist, ist das natürlich am sichersten. Allerdings wird diese Methode vergleichsweise selten angeboten und ist häufig Bestandskunden vorbehalten. Ein Recht auf Rechnungskauf hast du als Kunde nicht.
- Einzugsermächtigung: Wenn du dem Händler bei der Bestellung eine Einzugsermächtigung erteilst, gehst du zwar in Vorkasse, trotzdem ist diese Methode relativ sicher. Denn dem Bankeinzug kannst du bis acht Wochen nach Abbuchung widersprechen. Dann bucht deine Bank den Betrag vom Empfänger zurück auf dein Konto. Nachteil: Du musst dem Händler deine Kontodaten übermitteln.
- Überweisung: Überweist du den Kaufpreis unmittelbar nach Absenden der Bestellung, kannst du den Betrag nicht wie bei der Einzugsermächtigung selbst zurückholen. Außerdem dauert es in der Regel länger, bis die Ware bei dir ist, weil der Händler meistens den Zahlungseingang abwartet, bevor er die Ware versendet.
- Kreditkarte: Wenn du deine Kreditkartendaten auf der Seite eines Online-Shops eingibst, besteht immer ein gewisses Risiko, dass diese Informationen abgegriffen werden. Im schlimmsten Fall gehen Betrüger mit deiner Kreditkarte shoppen. Allerdings gilt inzwischen EU-weit eine sogenannte Zwei-Faktor-Authentifizierung für Kreditkartenzahlungen in Online-Shops. Dabei muss beispielsweise ein Zusatzpasswort eingegeben werden. Das macht das Bezahlen mit Kreditkarte sicherer, aber auch umständlicher.
- Nachnahme: Den Kaufpreis beim Erhalt des Pakets beim Postboten zu bezahlen, ist relativ sicher, aber vergleichsweise teuer. In der Regel fallen dafür nämlich zusätzliche Gebühren an. Und ein Restrisiko bleibt: Es kann auch etwas anderes als die bestellte Ware im Paket sein. Nachteil: Relativ unpraktisch, wenn man nicht permanent zu Hause ist.
- Bezahlsysteme: Internet-Bezahldienste wie PayPal oder Klarna bieten den Vorteil, dass du deine Kontodaten nicht an jeden einzelnen Händler übermitteln musst. Dafür brauchst du allerdings dort einen Account. Vorteil: Die Zahlung wird sofort ausgeführt, deine Bestellung also zügig bearbeitet. Oft bieten solche Systeme zusätzlich eine gewisse Absicherung für den Käufer, wenn es Probleme mit dem Händler gibt.
Für die Bezahlung per Kreditkarte, Lastschrift, Überweisung und Bezahldiensten dürfen Onlinehändler keine zusätzlichen Gebühren erheben.
Passt nicht oder gefällt nicht: Widerrufsrecht beim Online-Shopping
Weil du Waren vor dem Kauf nicht prüfen oder anprobieren kannst, hast du beim Online-Shopping grundsätzlich ein 14-tägiges Widerrufsrecht. Innerhalb von 14 Tagen nach Erhalt deiner Bestellung darfst du online bestellte Artikel ohne Angabe von Gründen zurückgeben.
Damit soll Kunden das Recht eingeräumt werden, Produkte vor dem Kauf genauso testen zu können, wie es im Geschäft möglich wäre. Dabei gilt aber: Intensiver als im Laden darf zu Hause auch nicht geprüft werden.
Was, wenn die Bestellung nicht oder beschädigt ankommt?
Du freust dich auf deine neuesten Errungenschaften, doch das Paket kommt völlig ramponiert oder überhaupt nicht an? Wie du in dieser Situation richtig reagierst, erfährst du in diesen Streitlotse-Ratgebern:
• Paket beschädigt: Wer haftet bei Transportschaden? >>
• Paket nicht angekommen: Was können Kunden tun? >>
Streit um Gebrauchsspuren
Ärger gibt es immer wieder, wenn beim Testen Nutzungsspuren entstehen. Manche Händler verweigern in solchen Fällen die Rücknahme. Das ist allerdings nur rechtens, wenn der Käufer beim Prüfen der Ware über das Ziel hinausgeschossen ist. Das ist in § 357 Abs. 7 BGB festgelegt: Sind die Gebrauchsspuren Resultat einer Warenprüfung, muss der Käufer keinen Wertersatz leisten. Hat er den Artikel darüber hinaus benutzt, muss er für den Wertverlust aufkommen. Das bestätigen auch diese Urteile des Bundesgerichtshofs. >>
Ausnahmen vom Widerrufsrecht
Bestimmte Artikel sind allerdings vom Widerrufsrecht ausgenommen, auch wenn du sie online gekauft hast. Dazu zählen:
- Maßanfertigungen für den Kunden, zum Beispiel Maßanzüge oder maßgefertigte Gardinen
- versiegelte CDs oder DVDs, sobald das Siegel geöffnet wurde
- versiegelte Hygieneprodukte, sobald das Siegel geöffnet wurde
- verderbliche Waren
- Eintrittskarten für Veranstaltungen
Interessante Urteile in solchen Fällen:
Onlinekauf richtig widerrufen: So gehst du vor
- Widerruf schriftlich erklären: Im Idealfall liegt deiner Lieferung bereits ein vorformulierter Rücksendeschein bei, den du einfach ausfüllst. Ansonsten musst du selbst ein kurzes Schreiben aufsetzen, in dem du ankündigst, von deinem Widerrufsrecht Gebrauch zu machen. Außerdem muss rein:
- Infos zur zurückgesendeten Ware
- Bestellnummer
- Bestelldatum und Lieferdatum
- Widerruf der Einzugsermächtigung
Die schriftliche Widerrufserklärung ist gesetzlich vorgeschrieben. Du solltest online bestellte Waren also nicht einfach kommentarlos zurücksenden.
- Ware sicher verpacken: Das muss nicht zwingend die Originalverpackung sein. Wichtig ist nur, dass die Ware heile und sicher ankommt.
- Paket zurück an den Händler senden: Wenn der Online-Shop keinen Retourenschein beilegt, musst du das Paket selbst frankieren.
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