28. Juni 2024, 13:26 Uhr
Achtung, das wird teuer Schadensminderungspflicht: Das gilt bei Unfall oder Wasserschaden
Wer geschädigt wird, hat meist Anspruch auf Schadenersatz, muss aber auch bestimmten Verpflichtungen nachkommen, um den Schaden so gering wie möglich zu halten. Verletzt du die sogenannte Schadensminderungspflicht, fällt die Entschädigung möglicherweise niedriger aus oder entfällt sogar ganz. Wir zeigen dir einige Beispiele und erklären, worauf du im Ernstfall achten solltest.
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Definition: Was genau ist die Schadensminderungspflicht?
Auch wenn du selbst nichts für den Schaden kannst, der dir entstanden ist: Du musst dafür sorgen, dass dieser so gering wie möglich bleibt. Ansonsten kann sich dein Anspruch auf Schmerzensgeld oder Schadenersatz reduzieren, weil du rein rechtlich gesehen eine Mitschuld trägst. Die Grundlage dafür ist § 254 Bürgerliches Gesetzbuch (BGB).
Ein entstandener Schaden muss entsprechend von der geschädigten Person abgewendet oder zumindest abgemildert werden, um dessen Ausmaß in Grenzen zu halten. Auf diese Weise sind Maßnahmen zu ergreifen, um der Schadensminderungspflicht nachzukommen. So kann dem Geschädigten später keine Mitschuld zugesprochen werden.
Dabei kann es beispielsweise ausreichen, den Verantwortlichen auf das Risiko eines größeren Schadens hinzuweisen. Konkrete Maßnahmen lassen sich darüber hinaus nicht pauschalisieren und sind vom jeweiligen Einzelfall abhängig. Grundsätzlich gilt: Geschädigte müssen Maßnahmen umsetzen, sofern diese zumutbar und im Rahmen ihrer Möglichkeiten sind.
Schadensminderungspflicht im Zivil- und Strafrecht
Die Schadensminderungspflicht wird je nach Kontext und Rechtsgebiet des entstandenen Schadens unterschiedlich geregelt. Beispielsweise ist im Zivilrecht bei der Schadensminderungspflicht das Schuldverhältnis zwischen Gläubiger und Schuldner entscheidend und gibt das Maß des Schadensersatzes vor. Im Strafrecht hingegen kann die Höhe der Strafe gemildert werden, sofern ein Täter Maßnahmen ergriffen hat, um den Schaden zu minimieren.
Wasserschaden am Haus und in der Wohnung: So handelst du im Ernstfall
Ist in deiner Wohnung oder bei den Nachbarn über dir eine Wasserleitung geplatzt, sodass ein Wasserschaden in deinen vier Wänden entstanden ist, solltest du nicht nur umgehend den Vermieter kontaktieren, sondern auch deiner Schadensminderungspflicht nachkommen. Dazu gehören unter anderem die Schadensmeldung an das zuständige Versicherungsunternehmen und anschließende Maßnahmen.
Beispiele für zumutbare Maßnahmen, die du ergreifen solltest, um den Schaden in Grenzen zu halten sind etwa Wasser aufwischen, Pfützen abschöpfen sowie betroffene Leitungen zudrehen.
Auch im Falle von Überschwemmungen oder Gewitterschäden solltest du tätig werden. Wird zum Beispiel durch ein Unwetter dein Hausdach teilweise abgedeckt, müssen die löchrigen Stellen so gut es geht abgedichtet werden, zum Beispiel durch Planen oder Holzplatten. So verhinderst du bestmöglich, dass Wasser eindringen kann, wodurch weiterer Schaden entstehen würde.
Verkehrsunfall: Schadensminderungspflicht bei Kfz-Schäden
Entsteht ein Schaden an deinem Auto, etwa durch einen Auffahrunfall, ist es ebenfalls wichtig, an die Schadensminderungspflicht zu denken und das Ausmaß so gering wie möglich zu halten. Während du als Laie unter Umständen die Höhe eines geringfügigen Schadens noch selbst einschätzen kannst, solltest du bei größeren Unfällen mit umfangreicheren Schäden unbedingt einen Experten heranziehen – etwa mittels eines Gutachtens durch einen Sachverständigen.
Zudem bist du als Geschädigter dafür zuständig, den Verursacher des Schadens über ungewöhnlich hohe Kosten zu informieren – etwa wenn dein Fahrzeug durch den Unfall einen Totalschaden erlitten hat und du einen Mietwagen benötigst, um zu deinem Ziel zu gelangen.
Grundsätzlich solltest du bei den Maßnahmen im Rahmen der Schadensminderungspflicht nach einem Unfall wirtschaftlich handeln und unnötige Kosten vermeiden – denn nur so garantierst du deinen Anspruch auf die vollumfängliche Zahlung des Schadensersatzes.
Gut zu wissen: Muss das Fahrzeug etwa abgeschleppt werden, sollte dies nur bis zur nächstgelegenen Werkstatt geschehen, statt bis zu deinem möglicherweise weiter entfernten Wohnort.
Weitere Beispiele für Schadensminderungspflicht
Für den Geltungsbereich der Schadensminderungspflicht gibt es noch viele weitere Beispiele:
- In der Arbeitswelt: Ordnet ein Arbeitgeber für seine Arbeitnehmer Kurzarbeit an, so ist er dazu verpflichtet, zunächst zu prüfen, ob andere Maßnahmen ergriffen werden können, wie etwa der Abbau von Überstunden.
- Bei Inkassoverfahren: Die Schadensminderungspflicht schützt Schuldner davor, unverhältnismäßige Kosten von Inkassoforderungen an Gläubiger abtreten zu müssen.
- Im Baurecht: Steigen beispielsweise die Baukosten durch die Beseitigung von Baumängeln ,so hat der Bauherr die Schadensminderungspflicht inne.
Schadensminderungspflicht verletzt: Das passiert bei Verstößen
Ergreifen Geschädigte im Schadensfall keine Maßnahmen und kommen ihrer Schadensminderungspflicht nicht nach, kann das für sie unter Umständen zum Nachteil werden, wenn dadurch eine Mitschuld entsteht.
In der Konsequenz können Versicherungen beispielsweise Schadensersatzansprüche kürzen oder vollständig streichen – besonders wenn den Geschädigten grob fahrlässiges oder vorsätzliches Handeln nachgewiesen werden kann.
Die Verletzung der Schadensminderungspflicht muss allerdings vom Verursacher des Schadens unter Betrachtung der Tatsachen bewiesen werden können. Kommt es in einer solchen Angelegenheit einmal zu Streitigkeiten zwischen beiden Parteien, kann auch eine Mediation hilfreich sein, bevor weitere rechtliche Schritte eingeleitet werden.
Übrigens: Auch bei Schäden, die durch Dritte verursacht werden, kann die Frage nach der Mitschuld relevant sein. So kann schon Unvorsichtigkeit als Verletzung der Schadensminderungsplicht gelten – zum Beispiel bei Scherben auf einem Parkplatz eines Supermarktes, die von anderen Verkehrsteilnehmern gefahrlos umrundet wurden.
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