26. Januar 2021, 13:02 Uhr
Darf ich eigentlich? Fast neues Auto: Was bedeutet eine Tageszulassung für Käufer?
Rabatte auf den Listenpreis machen Neuwagen für die Kunden attraktiver. Allerdings setzen die Hersteller den Nachlässen gewisse Grenzen. Doch können Händler diese mit der Tageszulassung eines Autos unterschreiten und es damit günstiger als vorgesehen anbieten. Das klingt nach einer verbraucherfreundlichen Lösung. Aber sie hat nicht nur Vorteile für die Käufer.
Mit uns hast du Rechtssicherheit im Verkehr >>
Tageszulassung: Der Rabatttrick der Autohändler
Wenn du schon mal ein Auto bestellt und frisch aus der Fabrik bekommen hast, dann wohl kaum für den vollen Listenpreis. Denn beim Neuwagenkauf gehören Rabatte zum Geschäft. Je nach Marke und Modell – und deinem Verhandlungsgeschick – gehen die Händler teils deutlich gegenüber dem Kurs im Katalog herunter. Wie weit, bestimmt allerdings nicht das Autohaus, sondern der jeweilige Hersteller. Und der sagt irgendwann: “Bis hierhin und nicht weiter!” Mit dieser Untergrenze will er einen Preisverfall seiner Modelle verhindern.
Diese Strategie können Händler jedoch über eine sogenannte Tageszulassung umgehen. Denn sie ermöglicht es ihnen, danach das Fahrzeug günstiger zu verkaufen, als es ihnen der Autobauer einräumt. Und das völlig legal. Aber was ist und bedeutet eine Tageszulassung überhaupt?
So funktioniert eine Tageszulassung für Autos
Die Tageszulassung ist ein rein bürokratischer Akt, den nur Händler bei der Zulassungsstelle vornehmen können. Und zwar, indem sie für einen Tag ein nagelneues Auto anmelden und abmelden. In dieser Spanne darf das Auto nicht oder kaum bewegt werden. Konkret: Der Tachostand muss unter zehn Kilometer sein und bleiben.
Erlaubt ist eine Tageszulassung allerdings nicht für jedes beliebige Auto. Die Kriterien hat der Bundesgerichtshof in einem Urteil festgelegt (AZ VIII ZR 109/04). Demnach …
- muss es ein neuwertiges Lagerfahrzeug sein.
- muss das jeweilige Modell in unveränderter Form weiterhin produziert werden.
- darf das Auto keine Mängel aufweisen, die durch die Standzeit entstanden sind.
- dürfen nicht mehr als zwölf Monate zwischen Herstellung und Verkauf des Wagens verstrichen sein.
Neben der Tageszulassung gibt es die Kurzzeitzulassung. Der Unterschied: Bei der Tageszulassung bleibt ein fabrikneues Auto beim Händler an Ort und Stelle. Es darf an dem Tag höchsten ein paar Meter gefahren werden. Deshalb kann es als Neuwagen verkauft werden. Demgegenüber dauert die Kurzzeitzulassung zwischen zwei und 31 Tagen. In dieser Zeit kann der Händler das Fahrzeug beispielsweise über längere Strecken überführen. Allerdings gilt es dann als Gebrauchtwagen und darf im Gegensatz zu einem Neuwagen Mängel aufweisen.
Vorteile und Nachteile der Tageszulassung für Käufer
Der Rabatt aus einer Tageszulassung liegt laut ADAC bei bis zu 25 Prozent im Vergleich zum Listenpreis. Das ist ein starkes Argument aus Käufersicht. Weitere Vorteile für die Kunden sind:
- Weil das Fahrzeug bereits fix und fertig auf dem Hof des Autohändlers steht, gibt es keine Wartezeit. Es kann praktisch sofort genutzt werden.
- Außerdem gibt es beim Wertverlust kaum einen Unterschied zwischen einem Tageszulassungsauto und einem normalen Neuwagen.
Die Sache hat allerdings auch den ein oder anderen Haken.
- Die Käufer müssen das Fahrzeug so nehmen, wie es ist. Das heißt, sie können an der Ausführung und Ausstattung nur begrenzt noch etwas ändern. Hinzu kommt: Nachträgliche Umbauten und Extras sind vergleichsweise teuer.
- Bei Tageszulassung steht der Name des Autohändlers als Erstbesitzer in der Zulassungsbescheinigung. Der Kunde kommt erst an zweiter Stelle. Deshalb könnte ihm seine Kfz-Versicherung mögliche Prämienrabatte für Erstbesitzer verweigern.
- Mit dem Moment der Tageszulassung läuft der Countdown für die Garantie des Fahrzeugs. Damit wird deren Frist immer kürzer, je mehr Zeit bis zum Kauf durch den Kunden verstreicht.
Aus diesen Gründen sollten Interessenten es sich gut überlegen, ob sie über eine Tageszulassung ein Auto kaufen. Vor einer Entscheidung ist es sinnvoll, darüber mit Versicherung und Händler zu sprechen und eventuelle Kulanzlösungen zu finden.
Wie profitieren Händler und Hersteller von einer Tageszulassung?
Aus Sicht der Käufer ist die Sache meist einfach: Sie bekommen mit der Tageszulassung einen Neuwagen deutlich unter dem Listenpreis. Abgesehen von den oben genannten Nachteilen ist das für viele der entscheidende Trumpf. Aber wie sieht die Rechnung für den Händler aus? Schließlich kommen auf ihn trotz der nur sehr kurzen Anmeldung Kosten zu. Fällig werden die für:
- Kfz-Steuer
- Kfz-Versicherung
Diese Ausgaben schmälern den Gewinn zusätzlich zu dem vergleichsweise hohen Rabatt, den ein Autohaus am Ende mit dieser Methode gewährt. Außerdem lassen sich Gebrauchtwagen schwerer absetzen, wenn Neuwagen kaum mehr oder sogar genauso viel kosten. Trotzdem lohnt sich auch für den Händler eine Tageszulassung. Aus folgenden Gründen:
- Tageszulassungen kurbeln den Umsatz an.
- Dank der höheren Verkaufszahlen erreichen Händler leichter mit dem Hersteller vereinbarte Absatzmengen.
- Dadurch wiederum können sie mit ihm bessere Konditionen aushandeln.
Für die Hersteller verringert sich ebenfalls die Gewinnmarge. Dennoch ziehen auch sie Nutzen aus Tageszulassungen. Denn damit erhöhen sie die Anzahl der Zulassungen ihrer Marke(n). Das macht sich gegenüber dem Wettbewerb gut in den Verkaufsstatistiken, weil mehr Absatz in der Öffentlichkeit mehr Erfolg und Qualität suggeriert.
Bitte lesen Sie zu dem Inhalt auch unsere Rechtshinweise.